Am 16. Mai 2012, 18.00-20.00 Uhr, KWZ, Heinrich-Düker-Weg 14, Raum 0.607
Referentin: Dr. Daniela Stockmann (Department of Political Science Leiden University)
Dem Beispiel liberaler Demokratien folgend haben viele autoritäre Regime innerhalb der letzten 30 Jahre ihre Medienlandschaft kommerzialisiert. Oft wird angenommen, dass diese kommerzielle Liberalisierung auch politischer Liberalisierung mit sich bringt. Am Beispiel Chinas zeigt sich jedoch, dass dort die Kommerzialisierung von Zeitungen die Stabilität der chinesischen Regierung fördert. Auf Basis von Interviews mit chinesischen Journalisten und Inhaltsanalyse von Zeitungsartikeln zeigt der Vortrag, dass die Kommerzialisierung zu einer Diversifizierung von politischen Stimmen in Zeitungen führt, wenn staatliche Institutionen die politische Berichterstattung nicht aktiv durch Normen begrenzen. Gleichzeitig übt die Medienkommerzialisierung einen grossen Effekt auf die Leserschaft aus. Experimente und Meinungsumfragen machen deutlich, dass Chinesen sich bewusst kommerzialisierte Zeitung zuwenden und diesen auch mehr Glauben schenken als Parteizeitungen. Das Beispiel Chinas zeigt auf, dass die Medienkommerzialisierung zur politischen Stabilität autoritärer Systeme beiträgt, wenn es den staatlichen Institutionen gelingt, den Nachrichtenfluss genügend zu kontrollieren. Das Buch zum Vortrag wird 2012 unter dem Titel „Media Commercializiation and Authoritarian Rule in China“ bei Cambridge University Press erscheinen.